Mit 34 Jahren ist Katharina Kessler nicht nur die jüngste Vorsitzende des Bezirksfußballausschusses (kurz: BFA), sondern auch die erste Frau, die dieses Amt im Bezirk Hochrhein ausübt.

Frau Kessler, herzlichen Glückwunsch zum neuen Amt. Wie fühlt man sich mit 34 Jahren als neue Vorsitzende des Bezirks Hochrhein?

Gut, ich freue mich auf die neue Aufgabe, die mir dann bevorsteht. Ich werde die Zeit jetzt intensiv nutzen, die Übergabe zu machen von Uwe Sütterlin zu mir. Dann werden wir zur neuen Saison mit entsprechender Tatkraft ans Werk gehen.

Was hat die neue Bezirksvorsitzende so vor, wenn sie in ihr Amt eingearbeitet ist?

Ich denke, die Arbeit fortsetzen, die wir bislang im Bezirksfußballausschuss gemacht haben. Sicherlich werde ich Dinge anders machen, anders angehen, als Uwe sie gemacht hat. Mir ist wichtig, die Vereine dabei zu unterstützen, ihnen vielleicht auch klarer zu machen, welche Möglichkeiten der Südbadische Fußball-Verband bisher schon bietet, die wir im Teil vielleicht nicht ordentlich transportiert bekommen.

Was sind das für Möglichkeiten?

Angebote, die der Verband macht: Von den Tagen des Mädchenfußballs über die Angebote in der Trainerausbildung bis hin zu Sachen, die beantragt werden können, wo wir das Gefühl haben, dass diese im ePostfach landen und dann hört es oftmals auf, dass die Dinge dann auch tatsächlich in die Vereine transportiert werden. Als Vereinsvorsitzende habe ich es ja selbst erlebt, wie es ist, was da für Infos kommen und was da geht.

Was im BFA auffällt: Wenige Frauen und wenige jüngere Mitglieder…

Das ist etwas, über das wir über kurz oder lang schauen müssen. Es ist wie in den Vereinen selbst: Die Leute zu finden, die ehrenamtlich arbeiten, ist nicht einfach. Natürlich wird es mein Ziel sein, Frauen und auch jüngere Männer und Menschen mit Migrationshintergrund zu ermutigen, solche Aufgaben anzugehen. Wir merken es halt auch im Frauenfußball: Es hängt immer wieder von einzelnen Menschen ab, die sich darum kümmern. Natürlich will ich da auch als Vorbild vorangehen und zeigen, dass es geht – auch wenn man jünger ist. Man muss nicht im Rentenalter sein, um so ein Amt ausüben zu können. Ich denke, dass die Ausrichtung des SBFV, Dinge auch mehr in diese Projektrichtung zu machen, dazu beitragen kann, auch mehr Menschen zu gewinnen. Es schreckt vielleicht auch ab, wenn ich mich in einem Verein auf zwei, drei, vier Jahren wählen lassen muss. Das ist eine Verpflichtung, die heutzutage nicht mehr jeder eingehen möchte.

Wie ist die Zusammenarbeit mit den bisherigen Vorstandsmitgliedern?

Ich bin davon überzeugt, dass wir im BFA, aber auch mit dem Bezirksschiedsrichterausschuss (kurz: BSO, Anm. d. Red.) und dem Bezirksjugendausschuss (kurz: BJA, Anm. d. Red.) da gut zusammenarbeiten werden. Wir werden uns sicherlich unter den Ausschussvorsitzenden mal zusammensetzen und schauen, in welche Richtung wir da gehen wollen. Es geht dabei ja um den Fußball als Gesamtheit. Weder ich noch David Silfang können den Fußball alleine für unsere Ausschüsse verändern. Wir werden eine gemeinsame Richtung finden, in die wir gehen wollen. Dann wird das schon.

Was sind momentan so die größten Baustellen die es im BFA zu bewältigen gilt?

Ich würde gar nicht sagen, dass es die Baustelle des VFA ist, sondern dass es die Baustelle des Fußballs allgemein ist. Wir müssen uns sicherlich damit beschäftigen, wie wir Kinder und Jugendliche in den Fußball bekommen und wie wir sie da auch behalten. Wir haben ja die Zahlen, die vom SBFV ausgewertet wurden, dass wir von der E-Jugend bis zur B-Jugend die Hälfte der Spieler verlieren. Wie sollen die dann in den Aktivenbereich bekommen, wenn wir sie vorher schon nicht in unseren Vereinen halten. Natürlich hat man in einem gewissen Maße Abgänge, aber das sollte uns zu denken geben. Das betrifft nicht nur den Fußball für Mädchen und Frauen, sondern auch den Fußball der Jungs und der Herren. Auch da muss man die Vereine mitnehmen und sagen „Hey, wir brauchen nicht nur Werbung für Mädchen und Frauen im Fußball, wir brauchen auch allgemein Werbung für den Fußball.“Da müssen wir aufpassen, dass uns nicht die Felle davon schwimmen und wir irgendwann keine Mannschaften mehr haben.

Quelle: Die Oberbadische (Verlagshaus Jaumann) vom 27.03.2023
Autor: Michael Hundt
Foto: Die Oberbadische